Autofreie Siedlung Köln

Köln, September 1994 - Ein Veranstaltungshinweis in der Zeitung kündigt eine Podiumsdiskussion mit dem Titel "Autofreies Wohnen" an. Ich bin neugierig. Die Balance zwischen Nutzen und Schaden, den uns das Auto bringt, neigt sich schon zu lange zu Ungunsten der Menschen. Da muß was geschehen.

Mich fesselt gleich zu Beginn der Veranstaltung eine unglaubliche Zahl: Knapp vierzig Prozent aller innerstädtischen Haushalte haben kein eigenes Auto. Sie müssen aber alle Nachteile des Autoverkehrs in Kauf nehmen: Lärm, Dreck, Abgase. Für diese Leute soll nun eine Wohnmöglichkeit geschaffen werden, in der sie auch die Vorteile ihrer Autolosigkeit erleben können.

Ich denke sofort an Kinder, die ungefährdet zwischen den Häusern spielen. Alte Leute spazieren so gemütlich durch die Siedlung, wie sie wollen. Hunde und Katzen enden nicht als traurige Fellreste im Straßengraben. Die Luft stinkt nicht nach Benzin und Gummi. Der Geräuschpegel ist auch bei offenem Fenster so, dass ich mich auf meine Arbeit konzentrieren kann. Die Wäsche auf der Leine ist nach dem Trocknen immer noch weiß und nicht staubgrau.

Die Siedlung soll gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden sein. Klug angelegte Fuß- und Radwege führen uns zu den Einkaufsstraßen und den umliegenden Stadtteilen. Ein Besucherparkplatz und eine Carsharing-Station bilden die Schnittstellen zum motorisierten Individualverkehr.

Diese Vorstellungen stoßen beim Publikum auf Engagement und Begeisterung. Wir beschliessen die Gründung eines Arbeitskreises, um den Bau einer autofreien Siedlung in Köln zu fördern. Unseren Weg bis zum Baubeginn 2006 können Sie auf der Homepage des Vereins Autofreie Siedlung Köln e.V. verfolgen.

Mittlerweile, im Dezember 2006, ist die Sache weit gediehen. Die Firma Kontrola vermarktet Wohnraum, Eigentum und Miete, auf einem Teilgelände des ehemaligen Eisenbahn-Ausbesserungswerkes an der Kempener Straße in Köln-Nippes unter dem Namen Stellwerk60. Die autofreien Siedler, die sich bereits jetzt dort eingemietet oder -gekauft haben, schließen sich in der Initiative Nachbarn60 zusammen.


Autofrei und Spaß dabei - „Deutschland - Land der Ideen“ - Unter diesem Motto läuft die Kampagne einer in Berlin ansässigen Initiative. Ein ganzes Jahr lang werden Tag für Tag herausragende Projekte aus allen gesellschaftlichen Bereichen gewürdigt. Schirmherr ist u.a. die Deutsche Bank. Am 18.09.2007 verleiht die Initiative dem “Stellwerk 60” in Köln-Nippes den Preis des Tages in der Kategorie Umwelt und Energie.

Da der ASK e.V. nicht mehr aktiv im Projekt tätig ist, nimmt der Geschäftsführer der KONTROLA GmbH stellvertretend den Preis entgegen. Mit einer Fläche von vier Hektar und 450 unterschiedlich gestalteten Wohneinheiten ist das Gelände des alten Eisenbahnausbesserungswerks bundesweit die größte auf autofreies Wohnen zugeschnittene Stadtteilerweiterung.

 

 
     
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