Köln, Januar 2001 - Stolpersteine - Künstler verlegt Namensschilder von im Nationalsozialismus Deportierten vor ihren ehemaligen Wohnhäusern.
Diese Zeitungsmeldung macht mich augenblicklich hellwach. Die 15x15cm großen Messingschilder werden vom Initiator des Projektes, Gunter Demnig, verlegt und von heute im Stadtteil wohnenden Mitbürgern durch Patenschaften finanziert.
Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte über eine zentrale Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus sehe ich in den Stolpersteinen eine sehr angemessene Form des Gedenkens. Sie findet auf dem Gehweg vor den ehemaligen Wohnhäusern der Deportierten statt. Sie wird von den heute dort lebenden Nachbarn unterstützt und finanziert. Erinnerung findet im alltäglichen Verkehrsraum statt und nicht an einer gesonderten Gedenkstätte.
Ich habe in unserem Stadtteil noch keine Stolpersteine gesehen und spreche Freunde und Bekannte darauf an. Sie zeigen großes Interesse und wollen auch Patenschaften übernehmen. Wir fragen beim Kölner Nationalsozialismus-Dokumentationszentrum (El-De-Haus) nach, ob wir einschlägige Adressen von Deportierten bekommen können. In der Zwischenzeit sammeln wir Patenschaften und das entsprechende Geld ein.
So kann Gunter Demnig einmal vor Ort anreisen und eine ganze Reihe von Steinen hintereinander verlegen, ohne mehrmals kommen oder sich um die Finanzierung kümmern zu müssen. Das ist für Demnig eine große organisatorische Erleichterung. Wir bezeichnen es als "Mülheimer Beitrag zum Europaprojekt Stolpersteine" und wiederholen die Aktion in den Folgejahren noch zweimal.
Den vorläufigen Abschluß findet die Aktion mit einer Veranstaltung in der Mülheimer Friedenskirche am 15.01.03. Gunter Demnig stellt den fast einhundert Gästen seinen künsterischen Werdegang und die Entstehungsgeschichte des Projektes Stolpersteine vor. Die Schriftstellerin Kirsten Serup-Bilfeldt stellt Ihr Buch "Stolpersteine" vor, in dem sie Einzelschicksale von Personen nachzeichnet, an die die Stolpersteine erinnern sollen. Das Buch erscheint 2003 bei Kiepenheuer und Witsch.
Heute liegen in Köln-Mülheim 29 Stolpersteine. Das entspricht bei weitem nicht der Zahl der tatsächlich Deportierten, aber wenn man darauf achtet, "stolpert" man über sie an vielen Stellen im Stadtteil. Ein Anfang ist gemacht. Gunter Demnig macht weiter. Es ist wichtig, dass an vielen Orten über die Vergangenheit "gestolpert" wird, und nicht nur an einer zentralen Stelle in Berlin. (Mülheimer Stolpersteinliste als pdf)
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